Interessantes zum Baum:
Zu Beginn der endlosen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und England im sog. Hunderjährigen Krieg erging in England das königliche Verbot, Sport zu treiben. Dass das 1337 durch den englischen König Eduard III verkündete Sportverbot sehr wohl ernst gemeint war, macht die Androhung der Todesstrafe bei Zuwiderhandlung deutlich. Dem sonst so sportlustigen englischen Volk war nur eine einzige Sportart gestattet: Bogenschießen.
Klar, worum es dabei ging: Wehrertüchtigung. Die Yeomen sollten das Kriegshandwerk mit den eleganten weit reichenden Waffen trainieren, da der König weder genug Soldaten hatte, noch die königlichen Kassen ausreichend gefüllt waren. Um die Produktion der benötigten Waffen voranzutreiben, versprach Eduard III außerdem allen Handwerkern Schuldenerlass, die sich zur Fertigung von Bogen und Pfeilen verpflichteten. Ziel war, die zahlenmäßige Unterlegenheit gegenüber dem Französischen Heer durch den gelenkten Einsatz von tüchtigen und disziplinierten Bogenschützen zu kompensieren. vgl. [1], 77
Die Bögen der Engländer waren sogenannte Langbögen. Bei dieser Konstruktion handelt es sich um eine Verfeinerung des traditionellen walisischen Langbogens. Die mannshohen, stabförmigen Bögen wurden aus dem Holz der Eibe gefertigt, weil deren Holz beste Voraussetzungen dafür hat.
Eibe (Taxus baccata) ist eines der härtesten Hölzer, das man in Mitteleuropa finden kann. Der Baum wächst sehr langsam und kann sehr alt werden. Dadurch wird die Holzsubstanz extrem dicht und schwer, aber auch sehr elastisch. Beim Wachsen bildet die Eibe häufig Stammkomplexe und neigt zum Stockausschlag. Dabei stehen viele dünnere Stämme nebeneinander und verwachsen teilweise ineinander. Charakteristisch für die Eibe sind die langen, schlanken und gleichmäßig gewachsenen Stangen.
Ideal seit alters her für Speere, Bögen und Pfähle. So hatte der bekannte Ötzi einen Bogen aus Eibe bei sich und die Pfahlbauten am Mondsee standen auf Eibenpfählen. Eibe ist nämlich außerdem noch resistent gegen Feuchtigkeit und Fäulnis.
Das Holz der Eibe ist sehr attraktiv. Es ist goldbraun bis orangebraun mit malvenbrauner, parabel-welliger Maserung, wobei sich der helle gelbliche Splint deutlich vom dunkleren, röteren Kernholz absetzt. Diese Kombination von Splint- und Kernholz gibt der Eibe ihre für die genannten Langbögen besondere Eignung: „Das langfaserige, helle Splintholz sorgte für die notwendige Elastizität und das harte Kernholz für die Spannkraft.“ [3], 48
Eibenholz lässt sich recht problemlos verarbeiten und ist deshalb begehrt für Schnitz- und Drechselarbeiten. Man fertig bis heute daraus Messergriffe, Werkzeugstiele, Zapfhähne, Messwerkzeuge und Instrumente [2], 169. Die attraktive Färbung inspiriert darüberhinaus auch den Möbelbau.
Und manchmal tritt das Eibenholz „inkognito“ auf, denn es „lässt sich leicht schwarz färben und wird dann als ‚deutsches Ebenholz‘ gehandelt“ [[2], 169].
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Quellen und Wissenswertes:
Interessantes zur Eibe:
Die „Ancient-Yew-Group“ hat sich zum Ziel gesetzt, uralte Eibenexemplare aufzuspüren, zu dokumentieren und zu schützen. Schwierige Seite in Englisch, aber es gibt ein paar Fotos von riesigen, alten Eiben: link
Eibenpflege in der Schweiz: link
In Büchern zur Eibe:
[1] Barbara Tuchmann; Der ferne Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert. München 1994
[2] Artikel 'Gemeine Eibe' in: Ulrich Hecker, Bäume und Sträucher. München 2006, S. 166-169
[3] Artikel 'Gemeine Eibe' in: Keith Rushforth, Der Kosmos Baumführer. Die wichtigsten europäischen Arten leicht bestimmen. Stuttgart 2001, S.48 f.
[4] Peter Schütt, Taxus baccata Linné 1753. Eibe, engl. Yew, in: ders.: Lexikon der Nadelbäume. Die große Enzyklopädie mit über 800 Farbfotos unter Mitwirkung von 30 Experten. Hamburg 2004, 573-583
Im Web zur Eibe:
[a] Christian Griesche, Die Eibe. Baumfaltblatt Nr. 8; Hg. SDW - Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Bundesverband e.V. link
[b] wikipedia: Artikel zur europäischen Eibe link