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Interessantes zum Baum:

Rot, laut

Land in Südamerika mit vom Arabischen abgeleiteten Namen und neun Buchstaben ...

Ob geplantes Ziel oder zufällige Entdeckung, sei dahingestellt: Die Portugiesen landeten auf ihrer zweiten Indienfahrt im Jahr 1500 an der heutigen Ostküste Brasiliens und tauften das Neuland "Tierra da Vera Cruz" (Land des wahren Kreuzes).

Schon im darauffolgenden Jahr wurden Erkundungsfahrten entlang der Küste von "Tierra da Vera Cruz" unternommen und bald sahen die Eroberer nur noch rot, denn mit dem Baum Caesalpina echinata hatten sie ein Farbholz entdeckt, das dem bislang aus Ostindien importierten qualitativ überlegen war [h]. Jenes Holz wurde nach Arabisch „braza“ (hellrot) Bresel, Brasil oder ähnlich genannt. [i] Und so bekam die neue Entdeckung samt dem Land, auf dem es wuchs, kurzerhand auch diesen Namen: das Holz hieß Pau Brasil, das neue Land bloß „Terra do Pau Brasil oder einfach Brasil (Brasilien)“ [f] Und das änderte sich auch später nicht mehr, denn in den ersten drei Jahrzehnten nach der Entdeckung Brasiliens fand man nichts, was Europa außerdem interessiert hätte.

Rotes Gold

Mit rotem Pigment konnte damals ein Vermögen verdient werden: 1502 erklärte die portugiesische Krone das Farbholz zum staatlichen Monopol und gründete ein Konsortium. vgl. [e] Auf den ersten Karten des Rotholzlandes war außer den Vorkommen des begehrten Rohstoffs kaum etwas eingetragen, Ureinwohner wurden wohl zur Dekoration hinzugezeichnet. Die gefällten Bäume wurden zu Stämmen gesäubert und auf Schiffe verladen, die sie über den Atlantischen Ozean nach Europa transportierten. Schon 1504 „[...] wurden monatlich 100 Tonnen Färbeholz nach Europa geschifft, eine ungeheure Menge, gemessen an den Schiffskapazitäten.“ [e] Pau Brasil war ein gutes Geschäft, es machte „[...] die portugiesische Krone, die Händler und die Schmuggler reich [...]“  [e].

Machte die Not erfinderisch?

Fast 200 Jahre nach der Entdeckung Brasiliens wurde das Pau Brasil von einem findigen Handwerker als Werkstoff entdeckt. Der versierte Geigenbogenbauer François Xavier Tourte, auch der „Stradivari des Bogens“ genannt, verwendete anstelle des zu jener Zeit dafür üblichen teuren, luxuriösen und vom Aussehen auch nicht mehr zeitgemäßen Schlangenholzes das schlicht-schöne Pau Brasil unter dem Namen Fernambuk. Das Holz wurde inzwischen oft nach der Stadt benannt, in deren Hafen es zur Verschiffung nach Europa verladen wurde: Pernambuco (heute Recife).

Postrevolutionärer Klang

Tourte revolutionierte den Streichbogen: Fernambuk ist etwas leichter als Schlangenholz, hat gute Materialeigenschaften (sehr dicht und fest, aber sehr flexibel), ein ideales Schwingverhalten, gute Klangeigenschaften und ist dazu auch sehr attraktiv (von Goldgelb über sattes Orange zu tiefem Rotbraun). Die längeren Bögen Tourtes ließen die Instrumente lauter erklingen. Was Musikern und Auditorium höchst willkommen war, da „Musik [...] nicht mehr vor allem in den intimen Kabinetten der Aristokratie aufgeführt [wurde], sondern in Hallen, in denen sich das Bürgertum dem Kunstgenuss hingab.“  [e]

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Quellen und Wissenswertes:

Interessantes zu Pau Brasil/Fernambuk:

Färben mit Pau Brasil: link

Im Web zu Pau Brasil/Fernambuk:

[a] wikipedia: Artikel zu Fernambuk link

[b] wikipedia: Artikel zur Portugiesischen Kolonialgeschichte link

[c] wikipedia: Artikel zur Mata Atlântica link

[d] wikipedia: Artikel zu François Tourte link

[e] Wolfgang Kunath, Der Geigenbogen-Baum. Eine Holzsuche in Brasilien; Berliner Zeitung 16. Juli 2005 link

[f] Seite des Tabakherstellers Dannemann mit einem Index südamerikanischer Bäume und Pflanzen, sehr informativ. In der erscheinenden Liste nach Pau Brasil suchen: link

[g] Caesalpina echinata 05 September 2007; UNEP World Conservation Monitoring Centre, Cambridge, United Kingdom; link

[h] Konrad Schneider: Die Gewürz- und Farbholzmühle in Frankfurt am Main. Newsletter 9 des Instituts für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main (ISG) link

[i] Site der Firma Kremer Pigmente GmbH & Co. KG in Aichstetten. Interessante Information zu Pigmenten und Farben findet man im Shop: link

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