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Interessantes zum Baum:

Kookaburra, Kookaburra on an ol' Gum-Tree

Schönheiten des Ödlands

Der Name Goldfield bezeichnet erstaunlicherweise Holz, das der Maserknollen verschiedener Eukalytusarten.

Warum Goldfield? Es ist "simply" der Name der Region, in der die Bäume Salmon Gum, York Gum, Gimlet, Red Morrel, White Gum und River Gum zu finden sind. Alle sind Eukalyptus­bäume, die die Australier Gum-Trees nennen, und alle wachsen in den meistens wie Knochen trockenen, extrem unfruchtbaren und zum Teil versalzenen Böden und in dem überwiegend heißen, ausdörrenden Klima von Goldfields-Esperance.

1 Aussie-DollarDer Kookaburra (wegen seines Gebells auch Lachender Hans) sitzt gern auf Eukalyptuszweigen. Dieses Motiv ist so bekannt, dass es nicht nur in einem Kinderlied vorkommt, sondern auch auf einem Aussie-Dollar zu sehen ist.

Vielfältig und über­raschend für den Nichtaustralier dann ihre Gestalt: rosa Rinde und bis zu 30 m hoch und 150 Jahre alt, oder nur 3 oder 15 m hoch mit rissiger, grauer Rinde, einem dritten macht Salz im Boden nicht viel aus, der vierte ist gegen Nässe unempfindlich, der fünfte hat violette Zweige und orangene Knospen, beim sechsten sind die Blätter nicht ledrig und dunkelgrün sondern ledrig und leuchtendgrün. Und alle blühen länger oder kürzer zwischen australischem Sommer und Herbst in weiß oder cremeweiß. Extraterrestrisch schön.

El Dorado

Goldfields-Esperance liegt in der südöstlichen Ecke von Western Australia. Schon seit Urzeiten ist dieses Land öde: flach mit steinalten Felsen, meist in sengender Hitze oder nord­ant­arktischem Feuchtwinterklima. [g] Dass es überhaupt besiedelt wurde, ist vermutlich einem Sturm zu verdanken, der im Jahre 1792 das französische Schiff L'Esperance zwang, anzulanden und Schutz zu suchen. [d]

Verständlicherweise wurde die erste Siedlung dann nach dem Schiff benannt: Esperance. Treffend dieser Name: Hoffnung. In der Folgezeit wurde Esperance von Walfängern und Piraten (und Seelsorgern) am Leben erhalten. Dann wurde in den 90ern des 19. Jahrhunderts Gold gefunden. Nicht bloß Nuggets, richtige Klötze von Gold. Man spricht und schreibt von Goldklumpen von mehreren Hundert Kilogramm. [3, 4] Was fantastisch klingt.

Ingenieurkunst in Downunder

Die Gegend im Hinterland der Küstenstadt Esperance hieß nun einfach Goldfields. Schürfer-Nester wie Kalgoorlie, Boulder und Coolgardie entstanden über Nacht: Goldrausch. Dazu trug die Einrichtung der Eisenbahnlinie Perth - Kalgoorlie im Jahre 1896 noch bei. Und weil der Ingenieur C. Y. O'Connor die längste Wasser­leitung (aus Holz, mit Pech abgedichtet) der Welt von Perth bis Kalgoorlie dazu gebaut hat, gibt es einige der alten Goldstädte immer noch. In anderen wie Broad Arrow und Ora Banda wohnen nur noch Geister. [2, 3]

Gold kann man heute zwar noch, aber nur in großer Tiefe finden. Dazu braucht man aufwendige Technik, die soviel kostet, dass nur Firmen oder der Australische Staat sich diese leisten können. [4] Die Zeiten des One-Man-Goldrush sind vorbei. [3] Aber es gibt die Touristen, die den Spuren des Goldrausches folgen. Treu wie Gold. Also: "No worries."

SpielzeugEin buntes Steckspiel aus Ostaustralien: Känguruhs und Koalas. Vermutlich aus Eukalyptusholz gemacht.

Mensch und Holz

Das Holz "Goldfield" kann wohl nicht anders als als Nebenprodukt der Besiedlung dieses Landstrichs verstanden werden. Eukalypten und Akazien sind die einzigen Hölzer, die in Australien wachsen. Häuser und Minen und auch die O'Connor'schen Wasserleitungen brauchten Holz.

Eukalyptusholz ist anders, als man vielleicht annehmen würde. Es handelt sich um ein extrem hartes Holz, denn es wächst schon wegen des permanenten Wassermangels sehr langsam. Durch seine Härte ist es ziemlich resistent gegen Termiten und Pilze, aber auch Buschfeuer. Ein echtes "No worry"-Holz.

EukalyptenFoto von Ben D'Acunto, Perth: Eukalyptusbäume auf ödem, sandigen Boden in der Region Perth in SW-Australien.
EukalyptusblüteFoto von Ben D'Acunto, Perth: Ganz im Gegensatz zur Ödnis des Landes die Blüte der Eukalyptusbäume. Sie ist außerirdisch schön.

Wir kennen Eukalyptus normalerweise nur als das fadenscheinige Holz billiger Obstkisten, Abfall von den Papierplantagen in Südeuropa. Richtiges Eukalyptusholz kennt man außerhalb Australiens kaum. Wer weiß denn schon, dass es vom Eukalyptusbaum 700 Arten gibt? Der Riesen- oder Königseukalyptus mit dem botanischen Namen Eucalyptus regnans wird manchmal über 100 m hoch.

Übrigens werfen Eukalypten ihre Blätter im Herbst nicht ab. Sie schälen stattdessen ihre Borke. In Australien ist vieles anders und sehr interessant. "So, don't worry. Just watch and enjoy."

Schön, aber schwierig

Irgendwann muss jemand bemerkt haben, dass sich in den Wurzelknollen ein sehr interessantes Holz verbirgt, das ähnlich luxuriös wie traditionelle Maserhölzer wie Amboina, Thuja oder Walnuss wirken kann: interessante Verwachsungen, feine Augen, wolkige Gebilde in ausgeprägten Farben von grau über braun, gelb, orange bis rot. Das Holz ist sehr hart, dicht und schwer, wird glatt, bekommt einen fabelhaften Glanz. Es eignet sich für Drechselarbeiten und Kunstgegenstände.

Goldfield KugelschreiberEin handgedrechselter Kugelschreiber aus Goldfield, also Eukalyptus aus Goldfields-Esprance. Rot- und Gelbtöne, wolkige Turbulenzen: Ein Holz, das nicht weniger elegant wirken muss als z. B. Walnuss oder Amboina.

Allerdings hat das Goldfield-Holz einen Haken: es lässt die Feuchtigkeit sehr, sehr langsam frei, was die Bearbeitungszeiten extrem erhöht. Es geht nur Schicht für Schicht voran, im Abstand von mehreren Tagen oder sogar Wochen. Die Drechsler sagen: wenn es nicht später noch reißt, ist das wie ein 6er im Lotto.

"Dont worry. Try it.", sagt da der Australier.

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Quellen und Wissenswertes:

Interessantes zu Goldfield/Eukalyptus:

Der in der Goldschürferstadt Kalgoorlie geborene Kunsthankwerker Paul Della-Vanzo fährt mehrmals im Jahr nach Western Australia und kauft dort seine favorisierten Rohmaterialien ein, auch Goldfield Maserknollen. In seiner Werkstatt im badischen Emmendingen fertigt er an Drechselbank und in Freestyle-Carving-Schnitztechnik Kunst-und Gebrauchsgegenstände. link

Auf unterhaltsame Art mehr über die fantastische Vielfalt der Eukalypten erfahren? Botanische Fakten wie sukrile Anekdoten zu vielen, vielen Euklyptusarten verwebt der australische Schriftsteller Murray Bail in seinem Liebesroman "Eukalyptus".

In Büchern zu Eukalyptus/Goldfields-Region:

[1] H.-J. Weidelt, Eucalyptus globulus Labillardière, 1799. Blue gum, Tasmanian bluegum, in: Peter Schütt, Enzyklopädie der Laubbäume. Die große Enzyklopädie mit über 800 Farbfotos unter Mitwirkung von 30 Experten. Hamburg 2006, S. 231-240

[2] Roland Dusik, Australien. Richtig Reisen. Köln o.J., 187 ff.

[3] Clemens Emmler, Australien. Der Rote Kontinent.Frankfurt am Main/Augsburg 1997, 90 f.

[4] Silke Gebauer, Australien. München 2001, 217

Im Web zu Goldfield/Goldfields-Eukalypten/Goldfields-Region:

[a] wikipedia: Artikel zur Goldschürferstadt Kalgoorlie link

[b] wikipedia (1) und englische wikipedia (2): jeweils Artikel zu Eukalyptus link1 link2

[c] Australian Native Plants Society Australia (ANPSA), Eucalypts - Background. Botanische Hintergrundinformationen zu Eukalyptus (auf englisch). link

[d] wikipedia: Artikel zur Küstenstadt Esperance link

[e] Didgeswedoo. Authentic Australian Aboriginal Art - Didgeridoos. Western Australian didgerido specifications. Australische Seite über Goldfields-Eukalypten und Verwendungsmöglichkeiten des Holzes. link

[f] englische wikipedia: Artikel zu Lachseukalyptus link

[g] englische wikipedia: Artikel zur Region Goldfields-Esperance in Western Australia link

[h] englische wikipedia: Artikel zu White Gum link

[i] Kurzinfos (englisch) und Fotos von York Gum (Eucalyptus loxophleba), australische Seite von FloraBase the Western Australian Flora link

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